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WDR ZeitZeichen zu Benito Mussolini

Logo WDR bei Wikimedia Commons„Ben­i­to Mus­soli­ni begin­nt ganz links und endet ganz rechts – als ein­er der Urväter des Faschis­mus. Der ital­ienis­che König, der mehr Angst vor den Sozial­is­ten hat, macht ihn zum Regierungschef.
Ben­i­to Mus­soli­ni begrün­det in Ital­ien den Faschis­mus, sagt Hans Woller, His­torik­er und Mus­soli­ni-Biograf: „Der Faschis­mus wollte die Schaf­fung ein­er homo­ge­nen Volks­ge­mein­schaft, wobei Mus­soli­ni auf soziale Lock­ung und auf total­itären Zwang set­zte. Und diese Zurich­tung der Gesellschaft hat­te ein ganz ambi­tion­iertes Ziel: die Erneuerung Ital­iens zum Zwecke der impe­ri­alen Expan­sion im Mit­telmeer, auf dem Balkan und vor allen Din­gen auch in Nordafri­ka, Stich­wort Leben­sraum im Süden.“

Zunächst ein Link­er
Bis zum grellen Duce mit heis­erem Geschrei und den Fäusten in die Hüften legt Ben­i­to Mus­soli­ni einen lan­gen Weg zurück. Er kommt aus beschei­de­nen Ver­hält­nis­sen, geboren in der Emil­ia-Romagna, der Vater lei­den­schaftlich­er Sozial­ist. Der erst­ge­borene Ben­i­to ist ein intel­li­gen­ter Schüler. Mit 18 hat er sein Volkss­chullehrer-Diplom, liest Marx und ken­nt sich bestens in der linken Szene aus. Ein Mann mit gren­zen­losem Gel­tungs­drang — und ein sozial­is­tis­ch­er Hitzkopf.

Mus­soli­ni wird 1912 Chefredak­teur der sozial­is­tis­chen Zeitung Avan­ti. Er warnt 1914 drama­tisch vor der Beteili­gung Ital­iens am Ersten Weltkrieg. Drei Monate später die 180-Grad-Wen­dung. Mus­soli­ni ist plöt­zlich für den Krieg­sein­tritt. Und über­wirft sich in dieser Frage mit den Sozial­is­ten.
Bei Kriegsende hat Mus­soli­ni nichts, sagt der His­torik­er Hans Woller. „Er hat­te keine Partei, er hat­te keine Bewe­gung hin­ter sich, aber er hat­te ein großes Tal­ent als Red­ner, als charis­ma­tis­ch­er Agi­ta­tor, als der er sich schon in der Sozial­is­tis­chen Partei bewährt hat­te.“

Der soge­nan­nte Marsch auf Rom
„Zu den Waf­fen. Wir sind Faschis­ten“ – mit diesem Kampflied ziehen am 28. Okto­ber 1922 um die 40.000 Schwarzhem­den Rich­tung Rom. Der His­torik­er Woller: „Gestützt auf also ein riesiges Heer von gewalt­bere­it­en Schlägern, kon­trol­lierten die Faschis­ten vor dem Marsch auf Rom bere­its ganze Prov­inzen und ganze Regio­nen Ital­iens, ehe Mus­soli­ni dann im Okto­ber den Marsch auf Rom befohlen hat.“

Ihr Führer, der Duce Ben­i­to Mus­soli­ni, fehlt. Statt seine Schwarzhem­den zu kom­mandieren, ist er vor­sicht­shal­ber in Mai­land geblieben, wartet in einem Hotel ab, wie seine Dro­hge­bärde wirkt. Der Marsch auf Rom kommt allerd­ings gar nicht in der Haupt­stadt an. Mus­soli­n­is Faschis­ten bleiben vor Rom im Schlamm steck­en.
Alles hängt jet­zt vom König ab. Der zögert und zaud­ert, weigert sich, den bere­its ver­hängten Aus­nah­mezu­s­tand in Kraft zu set­zen. Der Monarch hat mehr Angst vor den Sozial­is­ten als vor Mus­soli­n­is Faschis­ten. Hans Woller, Mus­soli­ni-Biograf: „So sehr, dass ihm König und die führen­den Kräfte schließlich die Macht über­tra­gen haben, die Macht aus­geliefert haben, kann man auch sagen.“
Der Duce fol­gt seinen Trup­pen nach Rom. Nicht zu Fuß, son­dern im Nachtzug. Am 30. Okto­ber 1922 wird er Ital­iens Regierungschef. Als er Min­is­ter­präsi­dent ist, lässt Mus­soli­ni seine Schwarzhem­den doch noch in Rom ein­marschieren, wo seine Eskala­tion für 20 Tote sorgt. Alles soll nach Rev­o­lu­tion schmeck­en, nach Machter­grei­fung. Diese Machtüber­nahme von ganz rechts wird zum Vor­bild für den Weltkriegs­ge­fre­it­en Adolf Hitler in München.“
(WDR, Hein­er Wem­ber, Gesa Rünker)

Sie kön­nen die Sendung, die am 30.10.2022 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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