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WDR Zeitzeichen zu „J’accuse!“

Logo WDR bei Wikimedia Commons„„J’ac­cuse…!“ („Ich klage an…!“) Diese Schlagzeile leit­et den wohl schlagkräftig­sten Zeitungsar­tikel aller Zeit­en ein. Der Schrift­steller Emile Zola wen­det sich damit in der Drey­fus-Affäre gegen den franzö­sis­chen Staat­spräsi­den­ten.
1894 gehen in Frankre­ich Anti­semitismus, Rechts­beu­gung und Nation­al­is­mus eine gefährliche Mis­chung ein: Der jüdis­che Artillerie-Haupt­mann Alfred Drey­fus wird wegen ange­blich­er Spi­onage für die Deutschen verurteilt – zu Unrecht. Vier Jahre später wird der wirk­liche Spi­on, Major Ester­hazy, trotz erdrück­ender Beweise inner­halb von weni­gen Minuten freige­sprochen.
Das ist zu viel für die Anhänger des Haupt­manns Drey­fus, unter ihnen der bekan­nte Schrift­steller Emile Zola.
Zola veröf­fentlicht am 13. Jan­u­ar 1898 unter dem Titel „J’accuse…!“ („Ich klage an…!“) in der Tageszeitung „L’Au­rore“ einen offe­nen Brief an den Präsi­den­ten der Franzö­sis­chen Repub­lik, Félix Fau­re, in dem es um die Verurteilung Drey­fus‘ geht.

Emile Zola klagt an – und wird verk­lagt
Zola wirft darin Richtern und hochrangi­gen Mil­itärs vor, aus purem Anti­semitismus Beweise gefälscht und ein Fehlurteil gefällt zu haben, um Drey­fus durch lebenslange Haft auf der Teufelsin­sel vor der Küste von Franzö­sisch-Guayana in Südameri­ka aus dem Verkehr zu ziehen. Eine Ver­leum­dungsklage ist die Folge — dur­chaus gewollt. Denn so will er die Revi­sion des Prozess­es gegen Alfred Drey­fus erzwin­gen. 1898 wird Zola verurteilt und flieht für ein Jahr nach Lon­don. Obwohl er in seinem Brief nach­weis­lich die Wahrheit schreibt, wird er für viele Fran­zosen zum Nest­beschmutzer.

Zola stirbt an Rauchvergif­tung
In der Folge sieht sich Zola recht­sradikalen Anfein­dun­gen aus­ge­set­zt. Ein­mal wird seine Kutsche fast in die Seine gestürzt, ein ander­mal find­et er in sein­er Woh­nung eine Bombe. Zola stirbt 1902 in Paris an ein­er Rauchvergif­tung. Ursache ist ein ver­stopfter Kamin, den der anti­semi­tis­che Schorn­ste­in­feger Hen­ri Buron­fos­se wohl vorsät­zlich prä­pari­ert hat.
Um eine zweite Drey­fus-Affäre zu ver­mei­den, wird der Tod als Unfall deklar­i­ert. Noch am Tag der Beiset­zung rufen 200 recht­sex­treme Demon­stran­ten auf dem Fried­hof „Zola, Du Schwein, ver­recke!“.“
(WDR, Sabine Mann, Mat­ti Hesse)

Sie kön­nen die Sendung, die am 13.1.2023 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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