„„Wer das Reisen wie eine oberflächliche Zerstreuung betrachtet, der gehe nicht in den Orient.“ Kurz und bündig bringt Ida von Hahn-Hahn Erfahrungen auf den Punkt, die sie 1843 während einer langen Reise in den Nahen Osten gemacht hatte.
Der war damals noch an Fremdheit und Exotik kaum zu überbieten – für eine abenteuerlustige Schriftstellerin aber ein Sehnsuchtsort, an dem sie Wissen, Erlebnisse und vor allem süffigen literarischen Stoff für ihre „Orientalischen Briefe“ sammeln konnte.
Geboren wurde Ida Gräfin von Hahn in Mecklenburg, Nachfahrin einer alten Adelsfamilie. Ihre Erziehung war streng konservativ, d.h. kaum Bildung für Mädchen, später eine arrangierte Ehe mit einem Cousin, dem Grafen von Hahn. Als die scheiterte, begann für sie der Aufbruch in die große Freiheit. Sie reiste, oft zusammen mit ihrem neuen Lebensgefährten Adolf Freiherr von Bystram, sie schrieb. Ihre Berichte und emanzipatorische Romane wie „Faustine“ machten sie zu einer der meistgelesenen – und meistangefeindeten – Autorinnen ihrer Zeit.
Doch nach Bystrams Tod 1849 verlor Ida Gräfin von Hahn ihre Lust am Abenteuer. Sie zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück, konvertierte zum Katholizismus und gründete in Mainz das Kloster „Vom guten Hirten“, in dem sie als weltliche Ordensfrau bis zu ihrem Tod 1880 lebte.“
(WDR, Jutta Duhm-Heitzmann, Hildegard Schulte)
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