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WDR ZeitZeichen zu Susan Sontag

Logo WDR bei Wikimedia Commons„Susan Son­tag gilt als scharf­sin­nig­ste, ein­flussre­ich­ste und stre­it­barste Intellek­tuelle der USA. Die Men­schen­recht­sak­tivistin und Kriegs­geg­ner­in lebt im Bosnienkrieg drei Jahre lang im belagerten Sara­je­wo.
„Es ist meine Auf­gabe, die Welt­geschehnisse aufmerk­sam zu ver­fol­gen. Vielle­icht bin ich genau deshalb Schrift­stel­lerin gewor­den. Man hat eine Art Freib­rief und eine ganz beson­dere Moti­va­tion, so viel Leben, so viel Wirk­lichkeit wie eben möglich aufzunehmen.“ In diesen Sätzen steckt bere­its das ganze Leben, Denken und Wirken der US-amerikanis­chen Aus­nahme-Intellek­tuellen Susan Son­tag. Es gibt kaum ein The­ma, für das sich die Pub­lizistin, Schrift­stel­lerin und Filmemacherin nicht inter­essiert.

Die Über­fliegerin
Am 16. Jan­u­ar 1933 wird Susan in New York City geboren. Mit drei Jahren lernt sie lesen, mit fünf wird sie eingeschult. Am zweit­en Schul­t­ag rückt sie eine halbe Klassen­stufe auf, am näch­sten eine weit­ere. Am Ende der ersten Woche geht sie in die dritte Klasse. Ihr Studi­um der Lit­er­atur, The­olo­gie und Philoso­phie begin­nt sie mit 16. Sie heiratet den Sozi­olo­gen Philipp Rieff, den Vater ihres einzi­gen Sohns David. Er kommt 1952 zur Welt. Nach einem Forschungsaufen­thalt in Oxford und Paris kehrt Son­tag in die USA zurück und lässt sich schei­den.

Trash und Hochkul­tur
Ihren Durch­bruch hat die freie Schrift­stel­lerin und Pub­lizistin 1964 mit „Anmerkun­gen zu Camp“ – einem Code­wort der schwulen Sub­kul­tur und eine Hal­tung, die es Intellek­tuellen erst­mals erlaubt, etwa Kitsch und Trash iro­nisch zu genießen. Son­tag kann dies prob­lem­los mit ihrer geliebten Hochkul­tur vere­in­baren. Ihr scharf­sin­niger Ver­stand, ihre bril­lanten Analy­sen und ihre Wort­ge­walt machen sie zur ange­se­henen Intellek­tuellen. Sie verkehrt mit Han­nah Arendt, Her­bert Mar­cuse, Jean-Paul Sartre und Allen Gins­berg.
Aber auch als kon­se­quente Men­schen­recht­sak­tivistin ist Son­tag aktiv. Getreu ihrem Mot­to, nicht über Län­der zu schreiben, die sie nicht ken­nt, reist die Geg­ner­in des Viet­nam-Kriegs 1968 nach Hanoi. Während des Bosnienkriegs lebt Son­tag in der von ser­bis­chen Milizen belagerten Stadt Sara­je­wo und insze­niert dort 1993 Beck­etts „Warten auf Godot“.

Der Kampf gegen den Krebs
Son­tag hat in ihrem Leben Liebes­beziehun­gen mit Män­nern und Frauen. In den let­zten Leben­s­jahren ist die renom­mierte US-Fotografin Annie Lei­bovitz an ihrer Seite. Der unbändi­ge Leben­shunger, den David Rieff sein­er Mut­ter bescheinigt, wird am 28. Dezem­ber 2004 abrupt been­det. Susan Son­tag ver­liert im Alter von 71 Jahren den Kampf gegen die Leukämie.“
(WDR, Almut Finck, Mat­ti Hesse)

Sie kön­nen die Sendung, die am 16.1.2023 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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