Dostojewski: Philosophie, Roman und religiöse Erfahrung
Unter den Aufzeichnungen, die Luigi Pareyson nach seinem Tod hinterlassen hat, fand man einen detaillierten Entwurf des vorliegenden Buches, das kurz vor der Fertigstellung stand. Die darin entwickelten Überlegungen bieten eine artikulierte und dialogische Lektüre des „großen Russen“ Dostojewski: Dabei entwirft Pareyson nicht nur neue und bisher unveröffentlichte Perspektiven zu Themen, die von der Kritik breit diskutiert wurden, sondern legt vor allem eine in sich geschlossene Interpretation von Dostojewskis Denken vor.
Pareysons Gesamtargumentation basiert auf drei Momenten, die sich auf drei unterschiedliche Erfahrungsordnungen beziehen: die Erfahrung von Gut und Böse, die Erfahrung der Freiheit und die Erfahrung von Gott. Die primäre Erfahrung stellt jedoch die Lektüre von Dostojewskis Büchern dar; diese bieten „Anlass“ zum Beginn eines Nachdenkens, das über den bloßen Kommentar zu den Texten hinausgeht und zu einer Interpretation religiöser Erfahrung in ihrer Universalität wird, dazu in der Lage, das Interesse und die Teilnahme eines jeden Menschen anzuregen. – Dieses Thema spielte für den späten Pareyson eine zentrale Rolle; in diesem Sinne war Pareysons Dostojewski ein notwendiges Buch, lange bevor es geschrieben wurde.
Luigi Pareyson (1918–1991), der zu den wichtigsten italienischen Philosophen des 20. Jahrhunderts zählt, bemühte sich zeitlebens um die Vermittlung zwischen der deutschen und der italienischen Philosophie. In seinen frühen Schriften setzte er sich mit dem deutschen Existenzialismus auseinander und führte ihn in Richtung eines ontologischen Personalismus fort. Später interpretierte er den klassischen deutschen Idealismus im Lichte erneuerter historiographischer Perspektiven und erarbeitete zugleich eine Ästhetik als Theorie der „Formativität“. Pareyson entwickelte den ersten Entwurf einer Philosophie der Interpretation im Sinne einer Ontologie des Unerschöpflichen sowie eine Ontologie der Freiheit.
Die philosophische Landschaft Italiens hat Luigi Pareyson entscheident mitgeprägt. Zu den bekanntesten Schülern Pareysons, der ab 1952 Ordinarius an der Philosophischen Fakultät der Universität Turin war, gehören u.a. Umberto Eco, Gianni Vattimo, Giuseppe Riconda und Ugo Perone, der das deutsche Vorwort zum vorliegenden Buch – die erste vollständige Übersetzung eines Werkes Luigi Pareysons ins Deutsche – verfasst hat.
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Einheit(en) in der Vielfalt von Slavistik und Osteuropakunde: Prvdentia Regnorvm Fvndamentvm
Die Festschrift zu Ehren von Gerd Hentschel vereinigt slawistische und weitere Studien aus der Sprach‑, Literatur- und Kulturwissenschaft. Dem wissenschaftlichen Elan des Jubilars entsprechend vielfältig ist das Spektrum an systemlinguistischen, sprachhistorischen, soziolinguistischen und kontaktlinguistischen, kultur- und literaturwissenschaftlichen Fragestellungen und der behandelten slawischen Sprachen, das seine Schüler, Freunde und Weggefährten zusammengetragen haben.
Schwerpunkte liegen auf den besonderen Interessengebieten des Jubilars: bei der Lehnwortforschung, im Bereich der funktionalen Grammatik und der Erforschung des Sprachkontakts zwischen dem Russischen und dem Weißrussischen bzw. Ukrainischen.
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