„Netty Reiling hieß sie, als sie am 19. November 1900 in Mainz geboren wurde – später gab sie sich einen anderen Namen: Anna Seghers. Ein Pseudonym, unter dem sie berühmt wurde als eine deutsche Schriftstellerin, die wie kaum eine andere in ihren Werken die Grausamkeiten des Nationalsozialismus thematisierte. In „Das siebte Kreuz“ sind es die Konzentrationslager, in „Transit“ die Schicksale deutscher Exilanten. Hier hat sie die eigenen Erfahrungen mitverarbeitet.
Als Kommunistin geriet sie gleich nach der Machtübernahme ins Visier der Gestapo, musste fliehen und fand schließlich mit ihrer Familie Zuflucht in Mexiko. In jeder Lebensphase aber war sie politisch aktiv, unbeirrt in ihrem Einsatz für ein sozialistisches System. Deshalb ließ sie sich nach dem Krieg auch in der DDR nieder, hoch geehrt, ein künstlerisches Aushängeschild des Regimes, immer loyal.
Viele haben ihr zum Vorwurf gemacht, dass sie ihren Einfluss zu selten einsetzte, wenn andere Kollegen und Intellektuelle unter Druck gerieten. Aber sie blieb eben eine überzeugte Sozialistin, auch in ihren Romanen und Erzählungen.
Zwei Jahre vor ihrem Tod 1983 wurde Anna Segehrs die Ehrenbürgerschaft ihrer Geburtsstadt Mainz verliehen – jenseits aller politischen Differenzen als Verbeugung vor einer großen Schriftstellerin.“
(WDR, Jutta Duhm-Heitzmann, Ronald Feisel)
Sie können die Sendung, die am 19.11.2020 in der Reihe „ZeitZeichen“ lief, über die Seite des WDR nachhören oder als Audiodatei herunterladen.