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WDR ZeitZeichen zu Maximilien Robespierre

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An Max­im­i­lien Robe­spierre schei­den sich bis heute die Geis­ter: Für die einen ist er der Bluthund der Franzö­sis­chen Rev­o­lu­tion. Andere sehen ihn als Ver­fechter ihrer Prinzip­i­en: „Frei­heit, Gle­ich­heit, Brüder­lichkeit“.

Als 1789 die Gen­er­al­stände ein­berufen wer­den, wählen die Bürg­er von Arras Max­im­i­lien Robe­spierre zu ihrem Abge­ord­neten. Der junge Anwalt hat sich in sein­er Heimat­stadt einen Namen als Vertei­di­ger der kleinen Leute gemacht und ist durch sein lei­den­schaftlich­es Engage­ment für Fortschritt und Wis­senschaft aufge­fall­en.

Geboren wurde Max­im­i­lien de Robe­spierre am 6. Mai 1758. Trotz des „de“ ist er kein Aris­tokrat und stre­icht es bald aus seinem Namen. Wohl auch, weil er als Anhänger der Philoso­phie von Jean-Jacques Rousseau an die „natür­liche“ Gle­ich­heit der Men­schen glaubt.

Demokrat und Freiheitskämpfer

In der Nation­alver­samm­lung tritt Robe­spierre zunächst als Demokrat auf. Er set­zt sich für die Abschaf­fung der Sklaverei und der Todesstrafe sowie für das Wahlrecht von Schwarzen ein. Das Volk nen­nt ihn den „Unbestech­lichen“, der sein repub­likanis­ches Ide­al vor­lebt.

Als sich 1791 die Ver­fas­sungs­gebende Ver­samm­lung auflöst, wird Robe­spierre zum Hoff­nungsträger der Nation. Er macht den Dreik­lang „Frei­heit, Gle­ich­heit, Brüder­lichkeit“ pop­ulär.

Die Tugend mit Terror verteidigen

Dann radikalisiert sich der Vor­sitzende des Clubs der Jakobin­er, des linken Flügels der Rev­o­lu­tion. Robe­spierre avanciert vom gemäßigten Monar­chis­ten zum radikalen Repub­likan­er. Als Mit­glied des nun regieren­den Nation­alkon­vents spricht sich der ein­stige Geg­n­er der Todesstrafe nun für die Hin­rich­tung König Lud­wigs XVI. aus.

Robe­spier­res Ausspruch, man müsse die Tugend durch den Ter­ror vertei­di­gen, muss nun zur Recht­fer­ti­gung für die Tötung der „Feinde der Rev­o­lu­tion“ her­hal­ten. Ehe­ma­lige rev­o­lu­tionäre Wegge­fährten enden rei­hen­weise unter der Guil­lo­tine. Max­im­i­lien Robe­spierre geht als „Blutrichter der Rev­o­lu­tion“ in die Geschichte ein.

Massenhinrichtungen im ganzen Land

Nicht ganz zu Recht, meinen heutige His­torik­er wie Jean-Clé­ment Mar­tin: „Mit der For­mulierung, Abschreck­ung und Tugend seien nötig, damit keine guten Bürg­er von Gewalt betrof­fen wür­den, sagt Robe­spierre den San­scu­lot­ten, ihr dürft keine Selb­stjus­tiz ausüben.“ Auch wenn seine Worte wom­öglich falsch inter­pretiert wur­den, Robe­spierre schweigt zu den Gräueltat­en im ganzen Land.

Aber er wen­det sich gegen die Massen­hin­rich­tun­gen, die im Namen des Kon­vents verübt wer­den. Robe­spierre ruft die entsandten Kom­mis­sare nach Paris zurück, um ihnen den Prozess zu machen – und bringt sie damit gegen sich auf.

Robespierre nur der Sündenbock?

Wer den Schuss abgibt, der ihm den Unterkiefer zer­fet­zt, sodass er am 28. Juli 1794 schw­er ver­let­zt mit der Guil­lo­tine hin­gerichtet wird, ist bis heute unklar. Sich­er ist, dass Robe­spier­res Richter ein großes Inter­esse an sein­er Hin­rich­tung hat­ten.

„Robe­spierre wird zum Sün­den­bock gemacht. Man kann sich sein­er entledi­gen, er allein ist für alles ver­ant­wortlich, die anderen sind schuld­frei. Besten­falls haben sie aus Angst mit­gemacht, schlimm­sten­falls, weil sie nichts ver­standen haben.“ (His­torik­er und Biograf Jean-Clé­ment Mar­tin)

Eine Ver­sion, die von den nach­fol­gen­den Reg­i­men und His­torik­ern bis ins 20. Jahrhun­dert über­nom­men wird. Dabei enden wed­er Exeku­tio­nen noch Abschreck­ung mit dem Tod des Rev­o­lu­tionärs: Über 120 Getreue fol­gen Robe­spierre wenig später aufs Schafott. Und bei dem fol­gen­den, soge­nan­nten „weißen“ Gegen-Ter­ror kom­men noch ein­mal min­destens 2.000 Men­schen ums Leben.

(WDR, Sabine Mann, Mat­ti Hesse)

Sie kön­nen die Sendung, die am 6.5.2023 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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