Eine Naturgewalt, ein Getriebener: Der Chansonnier Jaques Brel
Der belgische Chansonnier Jacques Brel (gestorben am 9.10.1978) packte die ganz großen Dramen des Lebens in seine Texte und sang an gegen die Bigotterie der Spießer.
Schön ist er nicht gerade, dieser schlaksige Belgier mit den Pferdezähnen und dem verknautschten Gesicht. Doch wenn er auf der Bühne steht und „Ne me quitte pas“ („Verlass mich nicht“) singt, dann wird er zum großen Verführer. Jacques Brel ist eine Naturgewalt, die das Publikum dahinschmelzen lässt.
Er verspricht der Geliebten Perlen aus Regen aus Ländern, in denen es nie regnet. Und er will der Schatten ihres Hundes sein. Jacques Brels „Ne me quitte pas“ wird in Frankreich immer wieder zum schönsten „chanson d’amour“ gekürt. Keiner singt so ergreifend von Sehnsucht und Zärtlichkeit, von der Zerbrechlichkeit der Liebe, der Trauer über den Verlust. Aber Brel kann auch ätzend und grob sein, bissig, sarkastisch oder bösartig. Dabei hält er dem Publikum den Spiegel vor.
Er ist ein Getriebener, der es nirgendwo lange aushielt, der jedes Projekt abbricht, wenn es zu erfolgreich wird. Jacques Brel hetzt rastlos um die Welt, betrügt jede Frau mit einer anderen. Diese Intensität und Unberechenbarkeit ist es, die er auch auf die Bühne bringt.
Für Brel ist klar: „Entscheidend ist die Intensität eines Lebens, nicht die Dauer eines Lebens.“Seine größte Sorge ist es, vor seiner Zeit zu „verfriedhofen“. Das hat er geschafft: Brel stirbt am 9. Oktober 1978 mit nicht einmal 50 Jahren an Lungenkrebs.
In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:
- Wie Jacques Brel mit seinen französischen Chansons zum Weltstar wird
- Dass Brels erste Auftritte katastrophal verlaufen
- Wie er einerseits von Sehnsucht und Zärtlichkeit singt …
- … andererseits aber auch bissig, sarkastisch oder bösartig sein kann
- Wie seine Filmkarriere verläuft
- Warum er mit seiner bürgerlichen Herkunft hadert
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Dr. Jens Rosteck (Musikwissenschaftler und Brel-Biograph)
- Jens Rosteck: „Brel. Der Mann, der eine Insel war“ (mare Verlag, Hamburg, 2016)
- Olivier Todd: „Jacques Brel – ein Leben. Biographie“ (Achilla Presse, Hamburg, 1997)
Weiterführender Link:
- Götz Alsmann präsentiert Künstlerpersönlichkeiten
Sie können die Sendung, die am 9.10.2023 in der Reihe „ZeitZeichen“ lief, über die Seite des WDR nachhören oder als Audiodatei herunterladen.