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WDR ZeitZeichen zum Deutsch-Französischen Jugendwerk

Logo WDR bei Wikimedia CommonsNach zwei Weltkriegen ist das Ver­hält­nis zwis­chen Frankre­ich und Deutsch­land tief zer­rüt­tet. 1945 streben Poli­tik­er bei­der Län­der einen Neuan­fang an. Nach zwölf Jahren Nazi-Dik­tatur ste­ht die Umerziehung der Deutschen zur Demokratie ganz oben auf der Tage­sor­d­nung der alli­ierten Siegermächte.
Die franzö­sis­che Besatzungs­macht set­zt dabei auch auf direk­ten Kon­takt. Fran­zosen und Deutsche sollen sich ken­nen­ler­nen und Beziehun­gen zueinan­der auf­bauen. Das erhöhe die Chance auf Ver­söh­nung und ein friedlich­es Miteinan­der – so die Hoff­nung.

De Gaulle: „Engere Bande knüpfen„
Dabei ste­ht vor allem der Kon­takt von Jugendlichen untere­inan­der im Fokus. Bere­its Ende der 1940er-Jahre find­en die ersten Jugend­begeg­nun­gen zwis­chen den bei­den Län­dern statt. 1950 fol­gt die erste deutsch-franzö­sis­che Städtepart­ner­schaft zwis­chen Lud­wigs­burg und Mont­béliard, der sich viele weit­ere anschließen.
Bei seinem ersten Staats­be­such in der Bun­desre­pub­lik spricht der franzö­sis­che Staat­spräsi­dent Charles de Gaulle im Sep­tem­ber 1962 direkt zur deutschen Jugend. In sein­er auf Deutsch gehal­te­nen Rede im Lud­wigs­burg­er Schloss sagt er: „Während unsere bei­den Staat­en die wirtschaftliche, poli­tis­che und kul­turelle Zusam­me­nar­beit fördern wer­den, solle es Ihnen und der franzö­sis­chen Jugend obliegen, alle Kreise bei Ihnen und bei uns dazu bestreben, engere Ban­den zu knüpfen […] und sich bess­er ken­nen­zuler­nen.“

Gemein­same Finanzierung
Im Jan­u­ar 1963 unterze­ich­nen de Gaulle und Bun­deskan­zler Kon­rad Ade­nauer im Paris­er Élysée-Palast den „Ver­trag über die deutsch-franzö­sis­che Zusam­me­nar­beit“. Im soge­nan­nten Élysée-Ver­trag wer­den regelmäßige Tre­f­fen von Regierungsvertretern verabre­det, aber auch Bemühun­gen im Erziehungswe­sen: „Es wird ein Aus­tausch- und Förderungswerk der bei­den Län­der errichtet, an dessen Spitze ein unab­hängiges Kura­to­ri­um ste­ht. Diesem Werk wird ein deutsch-franzö­sis­ch­er Gemein­schafts­fonds zur Ver­fü­gung gestellt, der der Begeg­nung und dem Aus­tausch von Schülern, Stu­den­ten, jun­gen Handw­erk­ern und jun­gen Arbeit­ern zwis­chen bei­den Län­dern dient.“

Sitze in Paris, Berlin und Saar­brück­en
Auf dieser Grund­lage tre­f­fen sich de Gaulle und Ade­nauer am 5. Juli 1963 im Bon­ner Palais Schaum­burg, dem dama­li­gen Sitz des Bun­deskan­zlers. Dort unterze­ich­nen sie das Abkom­men über die Errich­tung des Deutsch-Franzö­sis­chen Jugendw­erks (DFJW), oder, auf franzö­sisch „Office fran­co-alle­mand pour la Jeunesse“.
Sei­ther haben fast 9,5 Mil­lio­nen jun­gen Men­schen an Aus­tausch­pro­gram­men teilgenom­men. Der DFJW-Jahre­shaushalt beläuft sich derzeit auf gut 30 Mil­lio­nen Euro. Der Haupt­sitz war lang in Rhön­dorf bei Bonn. Jet­zt ist er in Paris, mit Neben­sitz in Berlin und Außen­stelle in Saar­brück­en für den Frei­willi­gen­di­enst. Alle Posten sind dop­pelt und im Wech­sel bina­tion­al beset­zt.

(WDR, Christoph Vormweg, David Rother)

Sie kön­nen die Sendung, die am 5.7.2023 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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