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WDR ZeitZeichen zu Klara Blum

Logo WDR bei Wikimedia Commons„Eine Begeg­nung mit Langzeitwirkung: 1937 ver­liebt sich die Schrift­stel­lerin Klara Blum, doch ihr Geliebter ver­schwindet. Sie sucht ihn ihr Leben lang – sog­ar in Chi­na.
Zwölf Wochen – Mund an Mund und Stirn an Stirn – sah ich ein Split­ter Glück die Zukun­ft weben.“ 1947 schreibt die Schrift­stel­lerin Klara Blum in Paris ein Gedicht über ihre große Liebe. Sie hat im Novem­ber 1937 in Moskau den chi­ne­sis­chen The­ater­regis­seur Zhu Xiangcheng ken­nen­gel­ernt. Eine inten­sive, kurze Beziehung. Mitte April 1938 ver­schwindet Zhu spur­los. Sei­ther sucht sie ihn.
Klara Blum ist die Tochter eines jüdis­chen Guts­be­sitzers, die am 27. Novem­ber 1904 in Czer­nowitz geboren wird. Damals gehört die Stadt noch zu Öster­re­ich-Ungarn. Mit etwa neun Jahren zieht sie mit ihrer Mut­ter nach Wien, wo sie aufwächst und Psy­cholo­gie studiert. Danach arbeit­et sie als Pri­vatlehrerin und Jour­nal­istin.

Suche in der Sow­je­tu­nion
1929 tritt Klara Blum zunächst in die SPÖ ein. Später wird sie Kom­mu­nistin. 1933 macht sie bei einem Wet­tbe­werb der „Inter­na­tionalen Vere­ini­gung Rev­o­lu­tionär­er Schrift­steller“ mit – und gewin­nt ein Reis­es­tipendi­um für die Sow­je­tu­nion.
Aus den geplanten zwei Monat­en wer­den am Ende elf Jahre. Nach­dem ihr chi­ne­sis­ch­er Geliebter ver­schwun­den ist, sucht sie ihn zunächst erfol­g­los in der Sow­je­tu­nion. Auf­grund der stal­in­is­tis­chen Säu­berun­gen darf sie wed­er schreiben noch das Land ver­lassen. Erst nach dem Zweit­en Weltkrieg gelangt sie nach Frankre­ich.

Chi­ne­sis­che Staats­bürg­erin
Anfang August 1947 kann Klara Blum endlich weit­er nach Chi­na reisen, wo sie ihren Geliebten ver­mutet. Das jüdis­che Hil­f­skomi­tee in Paris hat ihr die Schiff­s­pas­sage spendiert. Vier Wochen später trifft sie mit­tel­los in Shang­hai ein.
Sie kann an der Uni­ver­sität Deutsch unter­richt­en, par­al­lel dazu arbeit­et sie an ihrem Buch „Der Hirte und die Weberin“. Der Roman, der an ihre Beziehung mit Zhu angelehnt ist, erscheint 1951 in der DDR. Drei Jahre später wird Klara Blum chi­ne­sis­che Staats­bürg­erin.

Geliebter mit Fam­i­lie
1957 wird sie von Nanking, wo sie einige Jahre gelehrt hat, nach Kan­ton ver­set­zt. Die Anhän­gerin Mao Zedongs schreibt weit­er­hin Gedichte und Erzäh­lun­gen, über­set­zt chi­ne­sis­che Lyrik ins Deutsche.
Der­weil recher­chiert sie weit­er und erfährt, dass Zhu bere­its ver­heiratet war und Kinder hat­te, als er in die Sow­je­tu­nion ging. Aber bis zu ihrem Tod in Guangzhou am 4. Mai 1971 find­et sie nicht her­aus, was aus ihm gewor­den ist.
Später stellt sich her­aus: Zhu wurde 1938 von KGB ver­haftet und zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Er starb 1943 in einem Arbeit­slager – während Klara Blum noch in Moskau war.“
(WDR, Andrea Kath, Hilde­gard Schulte)

Sie kön­nen die Sendung, die am 4.5.2021 in der Rei­he „ZeitZe­ichen“ lief, über die Seite des WDR nach­hören oder als Audio­datei herun­ter­laden.

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