Nachlass August von Haxthausen

August von Haxthausen
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Zur Person

* 3. Februar 1792 in Bökendorf bei Brakel
† 31. Dezember 1866 in Hannover

August Franz von Haxthausen, Nachkomme eines Paderborner Adelsgeschlechtes und einer von acht Söhnen des Werner Adolf von Haxthausen, begann 1811 ein Studium der Bergwissenschaften in Clausthal-Zellerfeld. In dieser Zeit entstand seine Freundschaft mit den Brüdern Grimm, die von der Familie Haxthausen und deren Verwandtschaft beim Sammeln von Märchen unterstützt wurden.

Zur Zeit der Befreiungskriege war August von Haxthausen während des Herbstfeldzuges 1813 in Holstein im aktiven Einsatz. 1815 nahm er sein Studium wieder auf, diesmal als Jurastudent in Göttingen, wo sich der Mitbegründer des spätromantischen Dichtervereins Die poetische Schusterinnung an der Leine literarisch sehr engagierte. Zu seinem Freundeskreis gehörten neben Achim von Arnim, Clemens Brentano, Ernst Moritz Arndt und der Familie Grimm auch August von Arnswaldt und Heinrich Straube, die beide 1820 eine unrühmliche Rolle in einer Liebesbeziehung zu Annette von Droste-Hülshoff spielen sollten.

Prekäre Familienfinanzen erforderten 1819 den Abbruch seines Studiums und die Rückkehr nach Bökendorf. August von Haxthausen übernahm die Verwaltung der familiären Güter und begann sich agrarwissenschaftlichen Studien zu widmen. 1825 übernahm sein älterer Bruder Werner von Haxthausen die Verwaltung der Güter. Dieser war als preußischer Regierungsbeamter entlassen worden, weil er die Brüder Grimm während der Demagogenverfolgung unterstützt hatte.

Als Günstling des späteren Friedrich Wilhelm IV. erhielt August von Haxthausen 1829 den Auftrag zu ausgedehnten Forschungsreisen betreffend ländliche Verfassungen und Agrargeschichte, auf denen er ausgiebig Eindrücke, Informationen und Materialien sammelte. 1833 wurde er zum Geheimen Regierungsrat im preußischen Innenministerium ernannt, 1837 allerdings wegen konservativ-katholischer Gesinnung beurlaubt, 1842 schied er endgültig aus dem preußischen Staatsdienst aus. Auch sein Bruder Werner von Haxthausen geriet aufgrund ultrakonservativer Gesinnung in das Fadenkreuz der preußischen Regierung und emigrierte 1837 nach Bayern.

In den Jahren 1843 und 1844 unternahm August von Haxthausen auf Einladung des Zaren Nikolaus I. eine ausgedehnte Russlandreise zur Untersuchung der dortigen ländlichen Verhältnisse. Mit seinen Studien erwarb er sich einen Namen als Russlandkenner. Seine Entwürfe zur Aufhebung der Leibeigenschaft in Russland bildeten die theoretische Grundlage zur russischen Bauernbefreiung 1861. Diese Russlandreise inspirierte ihn aber auch zu der Idee einer Wiedervereinigung der römisch-katholischen mit der russisch-orthodoxen Kirche, für die er sich zeitweise engagierte. August von Haxthausen war eine treibende Kraft bei der Wiederbegründung des katholischen Zweiges des Malteser-Ordens in Deutschland.

Zum Nachlass

Der 1967 von der Universitäts- und Landesbibliothek Münster erworbene Nachlass Haxthausen ist in Findlisten erschlossen und gliedert sich folgendermaßen:

Der Nachlassteil Haxthausen enthält in 46 Kapseln den schriftlichen Nachlass August von Haxthausens:

  • umfangreiche Korrespondenz
  • Werkmanuskripte (literarische, wissenschaftliche u.a.) und Notizen
  • Tagebücher
  • Dokumente betreffend Werner von Haxthausen
  • Sammelstücke (Urkunden, Formulare, Rechnungen, Visitenkarten etc.)

Weitere Dokumente aus dem Nachlass Haxthausen befinden sich im Nachlass Schulte Kemminghausen. Dokumente von Annette von Droste-Hülshoff wurden in die Sammlung Droste-Hülshoff integriert.

Der Nachlassteil Haxthausen B enthält eine umfangreiche Sammlung von Bildmaterialien zu folgenden Themen:

  • Porträts (darunter Napoleon I. als am häufigsten abgebildete historisch Persönlichkeit)
  • Karikaturen
  • Volkskundliches (z.B. auch Trachten und Mode)
  • Historische Szenen
  • Märchen, Sagen und Mythisches
  • Militär und Krieg
  • Russland
  • Bauwerke, Orte und Landschaften
  • Religiöses (auch Heiligenbilder)
  • Originalzeichnungen

Der Teil Haxthausen A umfasst in 7 Kapseln Sekundärliteratur, die zur Nachlassbearbeitung gesammelt wurde.

Im weitesten Sinne gehören natürlich auch die beeindruckende Bibliothek Haxthausen und die wertvolle Kartensammlung Haxthausen zum Nachlass. Die Kartensammlung wurde komplett digitalisiert, etliche Drucke aus der umfangreichen Bibliothek Haxthausen stehen der interessierten Öffentlichkeit ebenfalls als Digitalisate zur Verfügung.