Sammlung Hermann Löns
Zur Person
* 29. August 1866 in Culm, Bromberg
† 26. September 1914 in Loivre
Hermann Löns, ältestes von 14 Kindern des westfälischen Gymnasiallehrers Friedrich Löns, verbrachte Kindheit und Jugend in Deutsch Krone nahe der Tucheler Heide, einem großen Heide- und Waldgebiet. Hier erwachte seine Liebe zur Naturbeobachtung und Naturforschung. 1884 erfolgte mit der Versetzung des Vaters ein Umzug nach Münster. Die Familie bezog eine Wohnung in der Johanniter-Kommende, und der junge Löns absolvierte 1887 das Abitur am Gymnasium Paulinum.
Auf Wunsch des Vaters begann der naturwissenschaftlich interessierte Herman Löns ein Philologiestudium in Münster, wechselte dann aber nach Greifswald zum Studium der Medizin. Als Mitglied der schlagenden Verbindung Cimbria konnte er Schulden nicht bezahlen, die er aufgrund seines ausschweifenden Lebenswandels gemacht hatte, und wurde unehrenhaft aus der Verbindung ausgeschlossen. Die Studiengebühren konnte Löns ebenfalls nicht mehr aufbringen, da sein strenger Vater ihm als Disziplinierungsmaßnahme Mittel verweigerte. Um weiteren Peinlichkeiten zu entgehen, wechselte Löns 1888 nach Göttingen, musste aber 1889 auf Anordnung des Vaters zurück nach Münster ziehen. Hier begann Hermann Löns ein Studium der Mathematik und Naturwissenschaften. Er machte die Bekanntschaft von Hermann Landois und Fritz Westhoff, zu seinem Freundeskreis gehörten auch Max Apffelstaedt und Johannes Rödiger. Apffelstaedt, der Löns in seinen literarischen Versuchen und seiner Karriere unterstützte, versuchte vergeblich, ihm Zutritt zu den Kiesekampschen Kreisen zu verschaffen. Immer wieder fiel Löns durch schlechtes Benehmen und Alkoholexzesse auf, die 1890 zum Studienabbruch und endgültigen Bruch mit seiner Familie führten. Nach Verlobung mit der geschiedenen Kellnerin Elisabeth Erbeck suchte sich Löns 1891 eine Anstellung als Hilfsredakteur in Kaiserlautern bei der Pfälzischen Presse. Bereits 1892 wurde er wegen Unzuverlässigkeit und Alkoholproblemen wieder entlassen und arbeitete an verschiedenen Stellen u.a. im September in Hamburg als Berichterstatter während der Cholera-Epidemie.
In Hannover erhielt Löns dann 1893 eine Stelle als Journalist beim Hannoverschen Anzeiger, erlangte große Popularität mit einer Kolumne unter dem Pseudonym Fritz von der Leine und brachte es bis zum Chefredakteur. Kurzaufenthalte in der nahegelegenen Lüneburger Heide dienten zur Entspannung und Flucht vor seiner missglückten Ehe, die 1901 aufgrund seiner Alkoholprobleme und Kinderlosigkeit (Elisabeth Löns hatte fünf Fehlgeburten) geschieden wurde. Nach zweiter Eheschließung mit seiner Arbeitskollegin Lisa Hausmann, einer Frauenrechtlerin mit besten Kontakten zu höheren Gesellschafts- und exklusiven Künstlerkreisen, begann ab 1902 Löns gesellschaftlicher Aufstieg in Hannover. Der erfolgreiche Journalist und Naturliebhaber machte Karriere als Buchautor und Dichter und setzte durch das Tragen dandyhaft weißer Anzüge und Hüte neue Modetrends.
1906 wurde Löns behinderter Sohn Dettmer geboren, danach nahm Hermann Löns eine Stelle als Chefredakteur bei der Schaumburg-Lippischen-Landes-Zeitung in Bückeburg an, in der Hoffnung abseits der Großstadt Ruhe für eigene Romanprojekte zu finden. Er scheiterte jedoch an strengen Arbeitsvorgaben und der Provinzialität Bückeburgs. Nach Entlassung und Rückkehr nach Hannover arbeitete er als freier Journalist und Schriftsteller. Exzessives Schreiben in Kombination mit Alkoholsucht führte 1910 zu einem Nervenzusammenbruch mit anschließendem Sanatoriums-Aufenthalt. Aufgrund seiner psychischen Probleme, seiner Alkoholexzesse, seiner permanenten Untreue, seiner beruflichen Probleme und ständigen ehelichen Streitereien wurde Hermann Löns 1911 von seiner zweiten Ehefrau verlassen. Nach einer Irrfahrt durch Europa (u.a. Berlin, Davos, Innsbruck, Wien, Zürich, Wiesbaden, Münster und Wesel) lebte er ab 1912 in Hannover mit Ernestine Sassenberg zusammen, einem ehemaligen Hausmädchen aus Bückeburger Zeiten. Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete sich Hermann Löns als Kriegsfreiwilliger zum Militär - eigentlich zu alt und gesundheitlich zu angeschlagen, um als Soldat an der Front zu kämpfen. Er wollte Erfahrungen für eine Publikation sammeln und fiel bei seinem ersten Sturmangriff im September 1914 in Frankreich.
So turbulent-tragisch wie sich das Leben des Stadtmenschen, Intellektuellen, Alkoholikers und Frauenhelden Löns mit seiner großen Sehnsucht nach der Heide, Leidenschaft für die Pirsch und für den Naturschutz gestaltete, entwickelte sich die Geschichte um seine sterblichen Überreste. Diese wurden bereits in Frankreich umgebettet und sollten - mit wachsendem Löns-Kult - während der NS-Zeit auf Anordnung Hitlers exhumiert und in der Lüneburger Heide bestattet werden. Dort fand sich kein geeigneter Ort, und die Löns-Witwe Lisa drohte öffentlich, die sterblichen Überreste vor dem Hauptbahnhof in Hannover auszustellen mit dem Schild: „Wir wollten Hermann Löns in der Heide beisetzen, aber es findet sich dort kein Platz für ihn“. Die angemessene Bestattung der Gebeine (mutmaßlich nicht Hermann Löns) beschäftigte höchste Vertreter des NS-Regimes und fand – nach zwischenzeitlicher Entführung mit Nacht-und Nebel-Beisetzung durch SA-Angehörige und erneuter Exhumierung durch die Reichswehr - in einer feierlichen Beisetzung in Walsrode 1935 ihren Abschluss.